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Anna Wecker New Kochbuch

Anna Wecker New Kochbuch

Das Kochbuch der Anna Wecker entstand ab ca. 1566, der Übersiedlung nach Colmar. Die Zeit nach dem Spätmittelalter bezeichnete man als Renaissance. Die Phase der kulturellen »Wiedergeburt« der Antike dauerte von 1400 bis in etwa 1620. Bevor wir uns mit dem Buch und seinen Kochanweisungen beschäftigen, einige Informationen über Anna Wecker.

Anna Wecker geb. Keller wurde in Basel im Jahr 1532/1533 als Tochter des Gwandmannes Clemens Keller und seiner Ehefrau Catharina Lombard geboren. Für den aus Freiburg im Breisgau stammenden Keller war es die 3. Ehe. Aus den vorhergehenden Ehen hatte er bei Annas Geburt 5 erwachsene Kinder, die um 1500 in Freiburg geboren wurden. Mit seiner 2. Frau noch einmal 3 Kinder, die um 1520 in Basel geboren wurden.

Anna war das dritte und vorletzte Kind von Clemens Keller, der 1536 in Basel verstarb. 1538 ehelichte die Mutter Catharina Lombard den Professor Samuel Grynäeus, der allerdings 1542 von der Pest in den Tod geschickt wurde. Sein Sohn Simon war das letzte lebende Geschwisterkind von Anna. Catharina Lombard starb um 1559.

Man kann übereinstimmend im Web lesen, Anna Wecker sei die erste deutschsprachige Kochbuchautorin. Nein, das war sie nicht. Das waren die Welser-Cousinen, deren Bücher bereits um 1550 geschrieben und der Öffentlichkeit bekannt wurden. Sie war vielleicht die erste Kochbuchautorin, die in der Schweiz geboren worden war, mehr auch nicht. Anna Wecker lebte ab 1566 im Elsass, wo auch Ihre Großeltern ansässig waren, und später in Nürnberg, Deutschland.

Es wurde manche Hausarbeit, Belegarbeit und sonstige hochwissenschaftliche Arbeit über Anna Wecker und ihr Buch geschrieben, leider jedoch scheint mir, hat kaum jemand das Weckerbuch komplett gelesen bzw. verstanden. Das Buch beginnt mit der Herstellung von Mandelmilch. Anna Wecker hat Mandelmilch als einzige Milch für Kranke gelten lassen. Im ärgsten Fall gestattete sie noch Ziegenmilch und Kuhmilch für Gesunde, nicht für Kranke. Zu Annas Zeit hatte Tiermilch den gleichen Stellenwert wie heute Mandelmilch. Die pflanzliche Milch wird auch noch einen anderen Grund gehabt haben. Auch Anna wies darauf hin, dass tierische Milch wegen der Inhaltsstoffe nicht gesund sei. Zu dieser Thematik kursieren die wildesten Aussagen, u.a. die, dass sich die armen Leute nichts anderes leisten konnten. Welche „armen“ Leute bitte schön konnten sich welsche Mandeln leisten? Anna Weckers Buch war auch gar nicht für die Bauernschmauser gedacht. Die wenigsten einfachen Leute in der Renaissance konnten lesen. Das Buch der Anna Wecker war für die gehobene Klasse, die sich Annas Zutaten leisten konnten, die da waren: Rosenwasser, Zimtöl, Zimtwasser, Zucker, weißes Mehl, weißes Brot, Fleisch, Fisch, gutes Obst usw.

Das Ehepaar Wecker


Die Person der Anna Wecker ist bisher nur unzureichend erforscht und wird extrem fehlerhaft dargestellt, obwohl die Quellenlage gut ist. Anna Keller kam aus reichem Hause. Die Eltern, Clemens Keller und Katharina Lombard, gehörten dem Basler Patriziat an. Clemens Keller, Tuchfabrikant, war Mitglied des Rates und Zunftmeister. Mit seinen 3 Frauen hatte er insgesamt 8 Kinder, die das Erwachsenenalter erreichten. Clemens Keller, gebürtig aus Freiburg im Breisgau, erhielt 1498 in Basel das Bürgerrecht und erhielt auch ein Wappen, das in der Wappenrolle eingetragen ist.

Leider verstarben Vater und Stiefvater von Anna sehr früh. Über eine 3. Ehe der Mutter ist bisher nichts bekannt. Anna heiratete 1553 Israel Aschenberger/Aeschenberger aus Basel. Im Wikipedia wird Israel Aeschenberger zugeschrieben, er war Stadtschreiber in Nürnberg. Nein, das war er nicht. Aeschenberger war der Sohn des Johannes Aeschenberger, der aus Deutschland stammte, eventuell Nürnberg. Israel wurde 1530 in Basel geboren. Da der Vater Johannes ebenfalls Schreiber war, ist es möglich, dass dieser gemeint ist. Leider verstarb Israel Aschenberger schon 1554, so dass Anna bereits mit gerade mal 21 Jahren Witwe wurde. Aus der Ehe mit Aeschenberger hatte sie die Tochter Katharina.

1556 heiratete Anna den Mediziner Dr. Hans Jakob Wecker geb. 1528 in Basel. Wecker entstammte einer Familie mit langer Tradition als Pächter und Betreiber des Wirtshaus „zur Blume“, oder der Wirtshäuser. Die Basler Blumenwirte waren sehr vermögend und hoch angesehen. Bezüglich des Namens Wecker gibt es einige Besonderheiten bzw. Eigenheiten. Die Familie hatte einen Genanntnamen: „Wentikum“ bzw. Wentokum. Dieser Beiname ist auch für Hans Jakob Wecker (Weckhardt) verbürgt. Die Familie Wecker gen. Wentokum führte auch ein Wappen. Hans Jakob hatte mehrere Geschwister, die nicht alle das Erwachsenenalter erreichten.

Was es mit den Namen Wecker/Weckhardt auf sich hat, geht nicht klar aus der Genealogie hervor. Das Wappen der Wecker/Wentokum zeigt die Safran-Lilie und einen Hasen. Verbürgt ist, dass die Wentokum/Wecker vermögende Gewürzkrämer in Basel waren. Der Hase könnte für die Gastronomie stehen.

1556 heiratete Hans Wecker Anna Aeschenberger in Basel und 1566 wurde er als Stadtphysikus nach Colmar/Elsass berufen. Hier betrieb Wecker eine eigene medizinische Praxis. Dass Hans Jakob bis heute nicht vergessen ist, hat er jedoch nicht seiner Tätigkeit als Mediziner zu verdanken, sondern den Büchern.

Das soziale Netzwerk Weckers


Das Kompilierungsnetzwerk Weckers, Annas Familie und die Arztpraxis Weckers gehören zusammen. Die wichtigste Mitarbeiterin Hans Jakob Weckers war seine Frau Anna. So schrieb er an seinen Freund Thomas Zwinger, als Anna längere Zeit krank war, er sei hilflos, er wisse nicht, was er tun soll ohne sie. Anna Wecker war in das Netzwerk so fest eingebunden wie alle anderen Familienmitlieder: Nikolaus Taurellus, die Grynäeus, Simon Vater und Sohn. Weiter arbeiteten mit Theodor Zwinger und Gessner.

Anna Wecker kümmerte sich um die Kranken, führte die Krankenakten und analysierte die Krankheitsverläufe. Wecker vertrat die Viersäftelehre und homöopathische Dietik nach Hippokrates und Galenus. Noch war die Humoralpathologie die geltende Diätik der Zeit. Betrachtet man die Ernährungsregeln der Anna Wecker genauer, passt einiges nicht mehr. Zuerst wollen wir die benannten Krankheiten übersetzen, dann betrachten, inwieweit die Weckerschen Ernährungsregeln damit vereinbar sind.

Hans Jakob Wecker, Familie


Um 1391 wurde der Schiffmann, Besitzer und Führer eines Schiffes, Klaus Wentikum geboren, der sich Wecker nannte. Klaus hatte 3 Kinder, von denen nur Peterhans Bedeutung erlangte. Peterhans war zuerst Schiffmann und im Rat der Schiffsleute. 1417 wurde er Wirt zur Blume (Blumenwirt) und von 1409 - 1452 gehörte er zum Rat der Weinleute. In 2. Ehe heiratete Peterhans die Tochter von Lienhart Pfirter, dem Wirt zur Blume, von dem er offenbar die Gastwirtschaft übernahm (erbte). Es gibt einen Hinweis, dass die Blumenwirte in Iselen lebten. Die Gastwirtschaft übernahm Lienhart Wentikum bis †1441. Dann wurde Hans Heidelberg Blumenwirt, der Ehemann von Margaretha Wentikum bis †1468.

Ein Sohn des Lienhart Wentikum, Blumenwirt, war Peterhans Wentikum II. genannt Wecker, Wirt Zur Blume, Ratsmitglied (1472-1502). Dieser hatte mit seiner Ehefrau Anna Mangold 6 Kinder. Der Erstgeborene war Andreas Weckhardt (Wentikum), ∞ Küngold Meyer (zum Hirzen). Andreas hatte ebenfalls 6 Kinder. Der Erstgeborene war Hofpfalzgraf Dr. med. Hans Jakob Weckhardt (gen. Wentikum). Dieser ist unter dem Namen Johann (Hans) Jakob Wecker im Web zu finden. Alle Geschwister hießen Weckhardt und waren u.a. Handelsleute. Esther, Daniel, Andreas II. Hans, Küngold, Anna)

Die Familien Wentikum, Wecker, Weckhardt gehörte dem Basler Patriziat an. Sie waren im Rat, Zunftmeister, Handelsleute, Wirte. Mediziner wurde nur 1 Sohn. Hans Jakob Weckers Großvater war Bürgermeister von Basel und hat sicher auch diesem Enkel ein Stück Weg geebnet.

Kennt man den familiären Hintergrund von Anna und Hans Jakob Wecker erkennt man, dass das Kochbuch der Anna Wecker kaum für das einfache Bürgertum geschrieben wurde. Hans und Anna Wecker entstammten Patrizierfamilien und ganz sicher wären auch dort die Patienten des Arztes zu suchen. Der verschwenderische Umgang mit Rosenwasser, Zimtwasser und Öl, sowie Mandelmilch und anderen guten Lebensmitteln lässt deutlich erkennen, dass Weckers unter keinerlei Geldnot litten. Diverse Informationen zu Weckers Buchherstellung zeigen auch, dass er ein guter Buchhalter gewesen sein muss, denn mehr als 1x hat er sich mit seinem Buchdrucker überworfen wegen Geldangelegenheiten.

Quellen:


  • Wappenrolle Schweiz
  • Familien der Schweiz
  • Zunftbücher der Schweiz
  • Stammbaum Wentikum von A. Burkhardt
  • Webrecherche
start.txt · Zuletzt geändert: von mamsel